Gili Tal. Mastering the Nikon D750
Datum: Mittwoch, 16. Oktober 2019 bis Mittwoch, 11. Dezember 2019 — Eröffnung: Dienstag, 15. Oktober 2019, 18 Uhr
Ort: ETH Zürich, Hönggerberg
Diesen Herbst präsentieren gta Ausstellungen die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin Gili Tal.
Seit einigen Jahren fotografiert Gili Tal im städtischen Raum und an seinen Rändern. Ihre Aufnahmen imitieren dabei die Stilmerkmale einer „Architekturfotografie“ mitsamt ihren einschlägigen Kunstgriffen und Tropen. Auf Einladung von gta Ausstellungen hat Tal für Mastering the Nikon D750 eine Serie ihrer Fotografien zusammengestellt, die stark vergrössert auf Plakatständern in den weitläufigen Gängen und Foyers des Departements Architektur verteilt werden.
Tals Fotografien zeigen vermeintliche Momente des Alltags, die „Time Out“-Unternehmer oder auch Immobilienmakler gerne aufgreifen: Blumenmärkte, buntes Treiben auf malerischen Plätzen, Sehenswürdigkeiten und Freizeitaktivitäten. Im Handumdrehen, scheinbar ohne grosses Zutun oder durch einen asymmetrischen Kamerawinkel eingefangen, werden vollkommen banale Situationen – so die Hoffnung – zu kosmischen Trägern dieses allzeit begehrten, jedoch stets illusorischen Moments des (erhabenen) Schauderns. Eine andere Bezeichnung für diesen Moment wäre die Schöpfung von „Mehrwert“. Tals Fotografien werden in diesem Sinn zu einem Vehikel, das die mutwillige Verwandlung von Nutzwert in Tauschwert antreibt. Oder zumindest scheint dies eine Erklärung dafür zu sein, wie Parkbänke, Handläufe etc. in den erschöpfenden Prozess verwickelt werden, unaufhörlich sehnsüchtiges Staunen zu erregen. Die Fotografien richten ihren Vorwurf mehr an die Träger eines derart konditionierten Blicks als an die betrachteten Sujets selbst. Damit erschliesst uns die Künstlerin zugleich eine umfassendere Dynamik, durch die öffentliche Güter oder Räume schleichend entfremdet und, einmal verklärt und in eine gleissende Traumwelt überführt, klammheimlich auf den Weg ihrer schlussendlichen Privatisierung gebracht werden – ein Prozess, dessen Folgen sich nur schwer einschätzen lassen.
Gili Tal (geb. 1983) lebt in London. Jüngste Einzelausstellungen umfassen Civic Virtues, Cabinet, London (2018); Roaming, Jenny’s, Los Angeles (2016); 6A Minerva St, Vilma Gold, London (2015); Agonisers, Temnikova & Kasela, Tallinn (2015); und Panoramic Views of the City, Sandy Brown, Berlin (2014). Sie hat an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, unter anderem in folgenden Institutionen: Swiss Institute, New York; LUMA Foundation, Zürich; 500 Capp Street Foundation, San Francisco; Utah Museum of Contemporary Art, Salt Lake City; Glasgow International, Scotland; und Kunstverein, München. 2019 erhielt sie das Stipendium der Laurenz-Haus Stiftung in Basel.
Hauptsponsor der Ausstellung: Forbo Flooring Systems
(Übersetzung: Herwig Engelmann)
Fotos: Nelly Rodriguez
