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SPACE AS MATRIX

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A Pluriversity in the Colombian Rainforest

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Life, Without Buildings

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Confinement

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Märkli. Professur für Architektur an der ETH Zürich 2002–2015

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William Leavitt. Sidereal Time

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The Walk. Naples – Karlsruhe – Zurich

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SPACE AS MATRIX

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Matrix Feminist Design Co-operative, Ursula Mayer, muf, Morgan Quaintance, Susana Torre

28. September – 9. Dezember 2022
Eröffnung: Dienstag, 27. September 2022, 18 Uhr
gta Ausstellungen, ETH Zürich, Hönggerberg

Versteht man den Raum als Matrix, so wird er als komplexes Gefüge sich ständig verändernder sozialer Beziehungen begreifbar. Es gilt, die Normalität einiger dieser Beziehungen zu stören und andere oder neue Bedingungen hervorzuheben, unter denen sie entstehen.

Die Ausstellung Space as Matrix bringt Künstler:innen und Architekt:innen zusammen, die sich gegen die Hierarchisierung von Raum und räumlichen Beziehungen wenden und auf mehreren Ebenen in Frage stellen, wie, von wem, und für wen Raum gestaltet wird: Von der Überschreitung vorgeschriebener Baubeschreibungen über die Zusammenarbeit mit den Raumnutzer:innen bei Entwurfsprozessen bis hin zum grundsätzlichen Aufbrechen herkömmlicher Darstellungen von Raum und der Verschiebung der Grenzen zwischen Architekt:in und Nutzer:in, Künstler:in und Betrachter:in, Wissenschaft und gelebter Erfahrung.

Der Ausstellungstitel geht auf den Text «Space as Matrix» (1981) der argentinisch-amerikanischen Architektin, Kritikerin und Pädagogin Susana Torre zurück. Darin problematisiert Torre Bauweisen, die einzelnen Räumen bestimmte Funktionen zuschreiben, womit die sozialen Beziehungen, die sich in diesen Räumen konstituieren und abspielen, unhinterfragt bleiben. Die Typologie des Einfamilienhauses, das die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung räumlich organisiert, dient dabei als Beispiel für die Art und Weise, wie normative Raumverteilung soziale Hierarchien und die ihnen zugrunde liegenden Glaubenssysteme strukturiert. Als Gegenmodell zu einer solchen ideologisch geprägten Architektur, schlägt Torre ein modulares Design vor, das sie The House of Meanings nennt. Dabei handelt es sich weder um einen offenen noch einen festgelegten Grundriss, sondern um eine elementare veränderliche Struktur. The House of Meanings wird mit und teilweise durch die Nutzer:innen selbst entworfen und kann an bestimmte Zeiten, Orte und Personen angepasst werden. Damit richtet Torre sich gegen normative Raumtheorien, die auf Binaritätskonstruktionen wie Innen/Aussen, Bau/Natur, privat/öffentlich basieren. Innerhalb des House of Meanings können verschiedene, sich überlagernde und ambivalente Bedeutungen Gestalt annehmen, um so zu Bestandteilen einer kontinuierlichen räumlichen Matrix zu werden. Diese Ideen manifestieren sich in Torres Diagramm des House of Meanings, das Plan, Metapher und Manifest zugleich ist und in dieser Ausstellung zum formalen Medium wird, das die tatsächlichen sowie metaphorischen Verbindungen zwischen den Arbeiten von Matrix Feminist Design Co-operative, Ursula Mayer, muf, Morgan Quaintance und Susana Torre selbst aufzeigt.

Die Architekt:innen und Künstler:innen der Ausstellung verbindet ein ähnlicher methodischer Zugang zu Architektur und Raum. Ihre Praktiken beruhen auf feministischen, queeren und/oder intersektionalen Ansätzen. In erster Linie schaffen sie Räume für und mit Menschen, die von bestimmten patriarchalen, urbanen oder öffentlichen Räumen ausgeschlossen werden, etwa Frauen, Migrant:innen oder Kinder. Einige der Architekt:innen definieren ihre Praxis über die Standarddienstleistungen ihres Berufs hinaus, indem sie schreiben und veröffentlichen, Baurecht lehren und technische Unterstützung anbieten. Ihre Arbeit konzentriert sich nicht auf grosse, prestigeträchtige Bauten, sondern auf die Gestaltung der kleinen, öffentlichen Räume des Alltags wie Spielplätze, Hauptstrassen und Parks. Andere nähern sich der Idee des Raums als Kontinuum eher auf poetische Weise an, indem sie Darstellungsweisen von Geschlecht verkomplizieren oder gelebte Realitäten mit theoretischen Überlegungen konfrontieren. Dabei spielt die eigene Geschichte und die Suche nach neuen Identitäts- und Praxismodellen, die die Bedeutung von Zusammenarbeit und Kollektivität anerkennen, eine zentrale Rolle. Wie kann Architektur auf soziale Beziehungen reagieren? Aus welchen alternativen Geschichtsschreibungen können wir schöpfen, um Modelle für die Zukunft zu entwerfen? Dabei geht es, wie der kurze historische Exkurs zu Torre und ihrer Arbeit mit Studierenden am Anfang der Ausstellung zeigt, weniger darum, was etwas bedeutet, als darum, welchem Zweck es dient. Ausgehend von dieser Fragestellung thematisiert und präsentiert die Ausstellung die sich stetig wandelnden Überlegungen zur geschlechtlichen Codierung von Raum, wobei nicht nur das Potenzial, sondern auch die möglichen Fallstricke feministischer, queerer und/oder intersektionaler Ansätze für Architektur und Raum im Allgemeinen aufgezeigt werden.

Die Ausstellung Space as Matrix wird von einer Reihe von Veranstaltungen begleitet, die die Präsentation der verschiedenen räumlichen Praktiken um die Untersuchung der affektiven Anforderungen und Folgen solcher Praktiken erweitert: Die möglichen Schwierigkeiten einer Praxis, die sich «gegen das System» wendet, die Bindung an bestimmte Orte und soziale Beziehungen sowie die politischen Forderungen der ausgestellten Positionen, die auch heute, ein halbes Jahrhundert später, nicht an Dringlichkeit verloren haben.

Begleitend zur Ausstellung wird in unserem Bücherkiosk Madame ETH eine Buchauswahl präsentiert.

Kuratiert von Geraldine Tedder mit gta Ausstellungen, ETH Zürich

Fotos: Nelly Rodriguez